Rechnungswesen (REWE)

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Be Your World • Kaufmännische Grundlagen

Rechnungswesen – verständlich für Einsteiger

Du lernst Schritt für Schritt: Buchführung, Warenverkehr, Anlagen & Abschreibungen, Löhne & Gehälter, Bilanzanalyse sowie Grundlagen der Kosten‑ und Leistungsrechnung (KLR). Verständlich erklärt – ohne Vorkenntnisse.

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1. Grundlagen des Rechnungswesens

Aufgaben & Funktionen

  • Dokumentation: Geschäftsvorfälle vollständig & geordnet festhalten.
  • Information: Zahlen für Führung, Banken, Behörden.
  • Kontrolle: Soll‑Ist‑Vergleich, Wirtschaftlichkeit prüfen.
  • Dispo/Planung: Budget, Preise, Investitionen vorbereiten.

Arten von Buchungsbelegen

  • Eingangs‑ & Ausgangsrechnungen
  • Kassen‑ und Bankbelege, Quittungen
  • Gutschriften, Stornos
  • Grundsatz: Keine Buchung ohne Beleg.

Wertezu‑ & ‑abgänge

Bewegungen in Vermögen & Schulden: z. B. Zugang von Ware gegen Verbindlichkeiten, Abgang von Geld durch Zahlung.

Kasse (Aktivkonto)
Soll                Haben
+100 Barentnahme     
-50  Barzahlung         
            

Buchführungspflicht (Überblick)

Unternehmen sind je nach Rechtsform und Größe zur doppelten Buchführung verpflichtet (z. B. Kaufleute nach HGB; zudem ab bestimmten Umsatz‑/Gewinngrenzen nach AO). Für Lernzwecke betrachten wir die doppelte Buchführung als Standard.

GoB – Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung

  • Klarheit & Übersichtlichkeit, Vollständigkeit, Richtigkeit
  • Einzelbewertung, Vorsicht (Niederstwertprinzip), Stetigkeit
  • Periodenabgrenzung (Realisations‑ & Imparitätsprinzip)
  • Nachvollziehbarkeit: Belege, Buchungen, Abschlüsse prüfbar

Inventur, Inventar & Bilanz

Inventur=Zählen/Messen/Wiegen. Inventar=detailliertes Verzeichnis. Bilanz=kurze Gegenüberstellung zum Stichtag.

AktivaPassiva
Anlage‑ & UmlaufvermögenEigenkapital & Fremdkapital
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2. Buchführung & Buchungstechnik

Buchungssätze & Bestandskonten

Merksatz: SOLL an HABEN. Aktivkonten nehmen im Soll zu, Passivkonten im Haben.

Geschäftsfall: Kauf von Büromaterial auf Ziel 119 € (inkl. 19 % USt*)
Aufwand Buromaterial 100,00
Vorsteuer               19,00    an Verbindlichkeiten      119,00
*Beispielsteuersatz; je nach Land unterschiedlich
            

Erfolgskonten

Aufwand mindert das Eigenkapital (SOLL), Ertrag erhöht es (HABEN). Am Periodenende Abschluss über Gewinn‑ und Verlustkonto.

Vorsteuer & Umsatzsteuer

  • Vorsteuer: Abziehbare Steuer aus Eingangsrechnungen (Aktivkonto).
  • Umsatzsteuer: Steuer auf Verkäufe (Passivkonto).
  • Monatlich/vierteljährlich Verrechnung: USt − VSt = Zahllast/Erstattung.
Verkauf Ware 1.190 € brutto (19 % USt*) auf Ziel
Forderungen 1.190,00    an Umsatzerlöse     1.000,00
                           Umsatzsteuer       190,00
*Beispielsteuersatz; je nach Land unterschiedlich
            

Jahresabschluss (Überblick)

  • Bilanz (Vermögen/Schulden zum Stichtag)
  • Gewinn‑ und Verlustrechnung (Erfolg der Periode)
  • Teils: Anhang/Lagebericht (je nach Rechtsform/Größe)
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3. Warenverkehr

Wareneinkauf & ‑verkauf (Buchungssätze)

Einkauf (auf Ziel), Bruttomethode
Wareneingang   XXX
Vorsteuer       XX     an Verbindlichkeiten   XXX
              
Verkauf (auf Ziel)
Forderungen    XXX     an Umsatzerlöse       XXX
                           Umsatzsteuer        XX
              

Bestandsveränderungen

Änderung von Lagerbeständen (Fertigerzeugnisse/Unfertige). Bestandsmehrung erhöht den Periodenerfolg, Bestandsminderung mindert ihn.

Skonto (Einkauf & Verkauf)

Skonto = Preisnachlass bei schneller Zahlung. Vereinfachte Darstellung:

Einkauf mit Skonto
Verbindlichkeiten  XXX   an Bank              XXX
                        an Nachlässe (Eink.)   XX
                        an Vorsteuer           X
              
Verkauf mit Skonto
Bank              XXX   an Forderungen        XXX
Erlösschmälerung    XX
Umsatzsteuer         X
              

Rücksendungen

Ware geht zurück: Buchung wie umgekehrt zum ursprünglichen Geschäft; Umsatz‑/Vorsteuer korrigieren.

Bezugskosten (Beschaffung)

Fracht, Versicherung etc. gehören zu den Anschaffungs‑ oder Bezugskosten und erhöhen die Waren‑/Anschaffungskosten.

Vertriebskosten (Absatz)

Versand, Werbung, Provisionen sind Periodenaufwand (Erfolgskonten), nicht Teil der Anschaffungskosten beim Kunden.

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4. Sachanlagen & Abschreibungen

Anschaffungskosten ermitteln

AK = Kaufpreis − Preisnachlässe − Skonti + Nebenkosten (z. B. Fracht, Montage) + nachträgliche AK.

Beispiel

Kauf Maschine 10.000 − 500 Rabatt − 2 % Skonto + 400 Fracht = 9.700 € AK.

Skonto bei Anlagen

Skonti mindern die Anschaffungskosten der Anlage (nicht als Zinsertrag verbuchen).

Abschreibungen (AfA) – Überblick

  • Planmäßig: z. B. linear über Nutzungsdauer
  • Außerplanmäßig: z. B. Schaden, dauerhafte Wertminderung
Jährliche AfA = (AK − Restwert) / Nutzungsdauer
            
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5. Lohn‑ & Gehaltsabrechnung

Hinweis: Beispielhafte Darstellung ohne Anspruch auf rechtliche Vollständigkeit. Sätze/Fristen je nach Land/Zeitraum unterschiedlich.

Lohnsteuer & Kirchensteuer

Vom Bruttolohn einbehalten und an das Finanzamt abgeführt. Abhängig von Steuerklasse, Freibeträgen etc.

Sozialversicherungen

Beiträge für KV, RV, AV, PV – je nach System Arbeitgeber/Arbeitnehmer anteilig. Fälligkeiten/Fristen beachten.

Nettolohnauszahlung (Einflussfaktoren)

  • Vermögenswirksame Leistungen (VL)
  • Steuerfreibeträge
  • Vorschüsse / Sachbezüge

Typische Buchung (vereinfacht)

Lohnaufwand     XXX
   an Verb. ggü. Finanzamt (LSt/KiSt)   XX
   an Verb. Sozialversicherung           XX
   an Bank (Nettoauszahlung)             XX
            
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6. Bilanzanalyse

Wichtige Kennzahlen (Beispiele)

KennzahlFormel (vereinfacht)Aussage
Liquidität 1. GradesLiqu. Mittel / kurzfr. Verb.Zahlungsfähigkeit sehr kurzfristig
EigenkapitalquoteEigenkapital / GesamtkapitalFinanzielle Stabilität
Gesamtkapitalrentabilität(Gewinn + FK‑Zinsen) / GesamtkapitalErtragskraft des eingesetzten Kapitals
UmsatzrentabilitätGewinn / UmsatzErtrag je Umsatz‑Euro
VerschuldungsgradFremdkapital / EigenkapitalAbhängigkeit von Fremdkapital
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7. Kosten‑ & Leistungsrechnung (KLR)

7.1 Grundlagen

Abgrenzung Aufwendungen/Erträge vs. Kosten/Leistungen

  • Aufwandsgleiche Kosten: z. B. Löhne
  • Ertragsgleiche Leistungen: z. B. Umsatzerlöse
  • Neutrale Aufwendungen/Erträge: betriebsfremd, periodenfremd, außergewöhnlich
  • Kosten in anderer Höhe: kalkulatorische Abschreibungen
  • Zusätzliche Kosten: z. B. kalkulatorischer Unternehmerlohn

Abgrenzungstabelle (Schema)

PositionFiBuKLRDiff.
Aufwand/ErtragG+Vneutral?
Kosten/LeistungKLRkalkulatorisch?

7.2 Kostenartenrechnung

Einzel‑/Gemeinkosten & fixe/variable

  • Einzelkosten: direkt zuordenbar (Material, Fertigungslöhne)
  • Gemeinkosten: nur indirekt (Miete, Energie)
  • Fix: unabhängig von Menge (Miete), variabel: mengenabhängig (Material)

Ergebnistabelle (einfach)

Umsatzerlöse
- variable Kosten
= Deckungsbeitrag I
- fixe Kosten
= Betriebsergebnis
              

7.3 Kostenstellenrechnung (BAB I)

Betriebsabrechnungsbogen – Ablauf

  1. Gemeinkosten erfassen (Material, Fertigung, Verwaltung, Vertrieb)
  2. Hilfskostenstellen auf Hauptkostenstellen verteilen
  3. Zuschlagssätze je Hauptkostenstelle berechnen
KostenartMat.Fert.Verw.Vertr.
Miete300200
Energie150250
Summe150250300200

Zuschlagsgrundlagen & Selbstkosten

  • Material‑GK‑Zuschlag z. B. in % auf Materialeinzelkosten
  • Fertigungs‑GK‑Zuschlag z. B. in % auf Fertigungslöhne
  • Verwaltungs/Vertriebs‑GK z. B. in % auf Herstellkosten

7.4 Kostenträgerrechnung

Zuschlagskalkulation (einfach)

Materialeinzelkosten
+ Material‑Gemeinkosten (z. B. 10 %)
= Materialkosten
+ Fertigungslöhne
+ Fertigungs‑Gemeinkosten (z. B. 80 %)
= Herstellkosten
+ Verw./Vertriebs‑Gemeinkosten (z. B. 15 %)
= Selbstkosten
+ Gewinnaufschlag
= Angebotspreis (netto)
              

Normal‑, Ist‑ & Plankosten

  • Istkosten: tatsächlich angefallen
  • Normalkosten: geglättete Durchschnittswerte
  • Plankosten: erwartete Soll‑Werte für die Zukunft

Handelswarenkalkulation

Vorwärtskalkulation
Einstandspreis
+ Handlungskosten
= Selbstkosten
+ Gewinn
= Nettoverkaufspreis
+ USt
= Bruttoverkaufspreis
                
Rückwärtskalkulation
Bruttoverkaufspreis
- USt
= Nettoverkaufspreis
- Gewinn
= Selbstkosten
- Handlungskosten
= Einstandspreis (Ziel)
                
Differenzkalkulation

Ausgehend vom Marktpreis: rückwärts ermitteln, ob Kosten+Gewinn passen – sonst Preis/Struktur anpassen.

7.5 Deckungsbeitragsrechnung

Deckungsbeitrag

DB je Stück = Verkaufspreis − variable Kosten je Stück
Gesamt‑DB   = DB je Stück × Absatzmenge
Fixkosten‑Deckung = Gesamt‑DB − Fixkosten
              

Gewinnschwelle (Break‑even‑Point)

Kritische Menge = Fixkosten / (Preis − variable Kosten)
              

Beschäftigungsgrad & Massenproduktion

Mit steigender Menge verteilen sich Fixkosten auf mehr Stück – der Stückgewinn steigt nach dem Break‑even.

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Glossar

Aktivkonto

Konto für Vermögenswerte (z. B. Kasse, Bank, Vorräte).

Passivkonto

Konto für Kapitalquellen (Eigen‑/Fremdkapital).

Bestandskonto

Zeigt Bestände von Vermögen/Schulden.

Erfolgskonto

Erfasst Aufwand/Ertrag einer Periode.

AfA

Absetzung für Abnutzung: planmäßige Abschreibung.

FiBu

Finanzbuchhaltung – externes Rechnungswesen.

KLR

Internes Rechnungswesen zur Steuerung.

DB

Deckungsbeitrag: Beitrag zur Fixkostendeckung.

BAB

Betriebsabrechnungsbogen zur Verteilung von Gemeinkosten.