Investition & Finanzierung

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Investition & Finanzierung – verständlich & praxisnah

Du lernst Schritt für Schritt: Liquidität und Finanzkennzahlen berechnen, Zahlungseingänge steuern, rechtliche Basics verstehen sowie Rechtsformen & Gründung einordnen. In klarer Sprache – ohne Vorwissen. Hinweis: Lernübersicht, keine Rechts‑/Steuerberatung.

Einsteigerfreundlich Direkt zum Inhalt Glossar

1. Liquidität berechnen & deuten; Sicherungsmaßnahmen

Wichtige Kennzahlen

KennzahlFormel (vereinfacht)Interpretation
Liquidität 1. GradesLiquide Mittel / kurzfr. Verb.Sofortzahlungsfähigkeit
Liquidität 2. Grades(Liquide Mittel + Ford.) / kurzfr. Verb.Kurze Sicht, Ziel ≈ ≥ 1
Liquidität 3. GradesUmlaufvermögen / kurzfr. Verb.Breite Sicht auf Zahlungsfähigkeit
Working CapitalUmlaufvermögen − kurzfr. Verb.Puffer für den Betrieb
DSO (Tage)Forderungen / (Umsatz/365)Durchschnittliche Zahlungsdauer Kunden

Beispielrechnung

Gegeben:
Liquide Mittel = 25.000 €
Forderungen    = 75.000 €
Vorräte        = 50.000 €
kurzfr. Verb.  = 100.000 €

Liq. 1 = 25.000 / 100.000 = 0,25
Liq. 2 = (25.000+75.000)/100.000 = 1,00
Liq. 3 = (25.000+75.000+50.000)/100.000 = 1,50
            

Richtwerte sind branchenabhängig. Wichtiger als ein Einzelwert ist die Tendenz über mehrere Monate.

Sicherungsmaßnahmen

  • Liquiditätsplanung (12‑Monats‑Vorschau, wöchentliches Update)
  • Zahlungsziele aktiv verhandeln (Lieferant länger, Kunde kürzer)
  • Skonto nutzen & An-/Teilzahlungen vereinbaren
  • Bestände reduzieren (ABC/XYZ‑Analyse), Just‑in‑Time abwägen
  • Kreditlinie/Überbrückung, Rechnungsverkauf (Factoring), Leasing
  • Notfallreserve (z. B. 2–3 Monatsfixkosten)

Mini‑Übung

Berechne für dein Beispielunternehmen Liquidität 1–3 und DSO für die letzten 3 Monate. Welche Maßnahme verbessert sofort die Liquidität?

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2. Finanzierungskennziffern berechnen & deuten

Struktur‑ & Stabilitätskennzahlen

KennzahlFormel (vereinfacht)Aussage
EigenkapitalquoteEigenkapital / GesamtkapitalSolide Finanzierung?
VerschuldungsgradFremdkapital / EigenkapitalAbhängigkeit von Fremdkapital
Anlagendeckung IEigenkapital / AnlagevermögenGoldene Bilanzregel (eng)
Anlagendeckung II(Eigenkapital + langfr. FK) / AnlagevermögenFristenkongruenz
ZinsdeckungsgradEBIT / ZinsaufwandSpielraum für Zinsen
Dynamischer VerschuldungsgradNettofinanzschuld / CFEntschuldungsdauer

Hinweise zur Interpretation

  • Immer Branchenvergleich & Unternehmensphase beachten.
  • Einzelwerte sind Momentaufnahmen – Trend & Kombination zählen.
  • Cashflow‑basierte Kennzahlen sind oft robuster als reine Bilanzquoten.

Maßnahmen bei Schwächen

  • Eigenkapital stärken (Gewinne thesaurieren, EK‑Zufuhr)
  • Langfristig finanzieren, was langfristig bindet (Fristenkongruenz)
  • Zinslast senken (Umschuldung, Tilgungsplan anpassen)
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3. Investition & Finanzierung im Unternehmenskreislauf

Vom Geld zum Geld

Finanzierung → Beschaffung → Produktion/Leistung → Absatz → Zahlungseingang → (zurück zur) Finanzierung
            

Investitionen (Maschinen, Software, Marketing) binden Kapital, Erträge fließen zeitversetzt zurück. Ziel: Liquiditätslücke im Blick behalten und Matching von Mittelherkunft/-verwendung sicherstellen.

Investitionsarten & Finanzierung

  • Investitionen: materiell (Maschine), immateriell (Software, Marke), finanziell (Beteiligung)
  • Finanzierung: intern (Gewinne, Abschreibungen) vs. extern (Kredit, EK, Fördermittel); kurz‑ vs. langfristig; Leasing/ Mietkauf/Mezzanine

Praxis‑Tipp

Für jede größere Investition: Business‑Case mit Zahlungsreihen (CF), Amortisationsdauer, Break‑even‑Menge und Sensitivitätsanalyse („Was, wenn …?“).

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4. Zahlungseingänge überwachen; Bonitätsprüfung

Debitorenmanagement

  • Offene‑Posten‑Liste (OPOS) wöchentlich prüfen
  • Fälligkeiten ampeln (grün/gelb/rot), DSO tracken
  • Skonto‑Fenster nutzen, Teilzahlungen vereinbaren
  • Mahnwesen mit Stufen & klaren Fristen

Bonitätsprüfung (vor Auftrag)

  • Firmenstammdaten & Register prüfen
  • Finanzinformationen/Referenzen einholen
  • Kreditlimit festlegen, Sicherheiten vereinbaren (z. B. Eigentumsvorbehalt, Bürgschaft)*
  • Alternativen: Vorkasse, Anzahlung, Factoring, Kreditversicherung

*Rechtslage und Vertragsgestaltung lokal prüfen.

Prozess – Zahlungseingang

  1. Leistung/Lieferung dokumentieren (Lieferschein/Abnahme)
  2. Rechnung korrekt & zeitnah stellen (alle Pflichtangaben)
  3. Fälligkeiten überwachen; Erinnerungen automatisieren
  4. Abweichungen klären, ggf. eskalieren (intern/extern)

Mini‑Übung

Lege eine OPOS‑Liste an (Kunde, Betrag, Fälligkeit, Tage überfällig, Status). Definiere Maßnahmen pro Statusfarbe.

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5. Verzugszinsen; Verjährung (Überblick)

Verzugszinsen berechnen

Zinsen = Kapital × Zinssatz × Tage / 360
Beispiel: 10.000 € × 5 % × 30/360 = 41,67 €
            

Zinssätze & rechtliche Grundlagen sind länderspezifisch und ändern sich. Für den konkreten Fall aktuelle Werte prüfen.

Verjährung – Basics

  • Fristen beginnen meist mit Fälligkeit/Ende des Jahres
  • Hemmung/Neubeginn möglich (z. B. Verhandlungen)
  • Fristenkalender pflegen; Belege sichern
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6. Rechtsformen – Überblick

Sehr vereinfachte Gegenüberstellung – Details & aktuelle gesetzliche Werte je Land prüfen.

FormHaftungKapitalLeitungTypische Nutzung
Einzelunternehmenunbeschränktkein MindestkapitalInhaber:inKleinunternehmen, Solo‑Selbständige
GbR (Personenges.)gesamtschuldnerischkein MindestkapitalGesellschafterKleine Teams, Dienstleistungen
OHG/KG (Personenges.)OHG: unbeschränkt; KG: teils beschränktkein MindestkapitalGesellschafter/Komp.Handel/Produktion
GmbH (Kapitalges.)beschränkt auf Gesellschaftsvermögengesetzl. MindestkapitalGeschäftsführungKMU, risikoärmere Haftung
AG (Kapitalges.)beschränktgesetzl. GrundkapitalVorstand/Aufsichtgrößere Unternehmen
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7. Grundlagen der Unternehmensgründung

Von der Idee zum Start

  1. Geschäftsidee & Nutzenversprechen (Problem → Lösung)
  2. Marktcheck (Kundensegmente, Wettbewerb, Preis)
  3. Businessplan (Umsatzmodell, Kosten, Risiken)
  4. Rechtsform wählen, Verträge/Vorlagen vorbereiten
  5. Finanzplan (Liquidität, Investitionen, Break‑even)

Formalitäten & Organisation

  • Registrierungen (z. B. Gewerbe, Finanzamt), Konto eröffnen
  • Buchhaltung/Tools einrichten, Rechnungs‑ & Mahnprozess definieren
  • Versicherungen & Datenschutz/Compliance bedenken

Mini‑Übung

Skizziere einen 12‑Monats‑Liquiditätsplan mit drei Szenarien (Basis/optimistisch/pessimistisch). Welche Meilensteine beeinflussen die Liquidität am stärksten?

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Glossar

Working Capital

Puffer des Umlaufvermögens nach Abzug kurzfr. Verbindlichkeiten.

DSO

Days Sales Outstanding – durchschnittliche Forderungslaufzeit.

Fristenkongruenz

Finanzierungslaufzeit passt zur Nutzungsdauer der Investition.

Factoring

Verkauf von Forderungen zur schnelleren Liquidität.

Leasing

Nutzung statt Kauf – laufende Raten statt hoher Einmalzahlung.

EBIT

Gewinn vor Zinsen und Steuern.

Cashflow (CF)

Zahlungswirksamer Überschuss einer Periode.

Verzugszins

Zinsen, die bei verspäteter Zahlung anfallen.

Verjährung

Ende der rechtlichen Durchsetzbarkeit eines Anspruchs nach Frist.